Objets trouvés
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Exrudis
2017
Flaming heart
2017
Line of flight
2017
Fasces
2017
Thought in a box
2017
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Exrudis
2017
Flaming heart
2017
Line of flight
2017
Fasces
2017
Thought in a box
2017
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Diese Skulpturen aus gefundenen Objekten wurden 2017 von Designer/Künstler Marcel Ritschel angefertigt. Dafür wurden Symbole mit Darstellungsmitteln aus der Natur kombiniert um eine Geisteshaltung zu evozieren.
Ziel der Serie war die Kreation physikalischer Artefakten an der Schnittstelle zwischen der symbolischen Welt und den Kräften der Natur. Die Wahl der Materialien, meist Holz und Stein, impliziert gefundene Objekte von gefundenen Objekten, beziehungsweise gefundene Elemente, in dem Sinne, dass ein Baum auf Erde und Wasser und das Feuer der Sonne trifft sowohl als den Sturm der ihn brechen wird. Es handelt sich um keine Kunst ohne Handwerk oder gestische Expression. Wichtiger im Prozess waren aber Zufall, Analogie, Erinnerung und Assoziation, oder neue Namen und Kontexte.
Die Darstellung von Symbolen unterstellt quasi Readymades mit dem Künstler als Betreiber eines parametrischen Systems.
Und wer erwartet nicht eine Art Zahlensender, künstliche Intelligenz, oder 3D-Drahtmodell hinter den Kunstgriffen der
Macht, Freiheit und Liebe.
Ritschels Skulpturen nahmen ihren Anfang mit einem "Impfkristall" in der Tradition des Surrealismus, nicht mit einem
Konzept, was weitere Elemente anzog einschliesslich des Symbols. So entstand eine Vermengung von Surrogaten, psychisch
und materiell - oder anders gesagt, eine wechselseitige Anpassung bis das Gefundene zum "Objekt der Begierde" wurde.
(1) Das
Flaming Heart
repräsentiert zwei Zustände, hell und dunkel. Dabei wird ein Bezug zum Märchen Das Kalte Herz* hergestellt,
dessen Protagonist einen Pakt eingegangen ist und für die Belohnung von hundert Tausend Gulden sein Herz mit einem
Stein ersetzen lässt. In der Skulptur bilden die vom herzförmigen Stein ausströmenden Holzsplitter eine Anspielung auf
das heiligste Herz Jesu, symbolisch für Passion, Gnade und kosmische Liebe, während die Feder auf die ägyptische
Wägung des Herzens verweist. Der Künstler erweiterte den schützenden Aspekt des Werks mit einer Lanze betitelt
Line of Flight
.
* Hauff, W: 1909, Das Kalte Herz, Morang Educational Company Limited.
(2) Die
Fasces
implizieren "Stärke durch Einheit" was im antiken Rom ein Symbol von Macht und Autorität darstellte. Das Rutenbündel
des Künstlers enthält eine Beilklinge aus verwittertem Naturstein [Scheibenfelsen]. Die Verbindung mit den Ruten
wurde von einem Fichtenwald inspiriert, ein optisches Zusammenwachsen von Nähe und Ferne. Da ein Steinbeil mit der
Urgeschichte in Zusammenhang gebracht wird erzeugt das Werk einen anachronistischen Effekt. Auf einer eher abstrakten
Ebene resoniert die Zentrum-Peripherie-Struktur der Fasces mit vielen soziokulturellen Ausdrucksformen, zum Beispiel
das Design fernöstlicher Tempel wie der Bayon [Angkor], das Motto "Einer für alle, alle für einen", oder
das Bild von US-Soldaten die im Zweiten Weltkrieg auf Iwojima eine Flagge hissen.
(3) Der Titel
Exrudis
ist ein aus Excalibur und Rudis zusammengesetztes Wort. Die Rudis war ein hölzernes Schwert das einem römischen
Gladiator verliehen wurde der lang genug überlebt hatte um seine Freiheit zu erlangen. Excalibur war "das
Schwert in dem Stein" das auf der Insel Avalon geschmiedet wurde. Auf den Seiten seiner Klinge waren jeweils
die Worte "Take me" und "Cast me away" eingraviert, symbolisch für Macht gewonnen und Macht verloren.
In Ritschels Skulptur ähnelt die verdrehte Klinge einer blonden Haarsträhne und der Bachstein vielleicht dem Kopf
eines Bären. Das Werk thematisiert den Begriff der Emanzipation - oder genauer gesagt, eine Freiheit von
Interferenzen und externem Zwang die sich unterscheidet von einer Freiheit zu tun, was man will oder was in
seiner Macht steht (John Stuart Mill). In diesem Kontext kann das Holzschwert im Stein als Fackel der Freiheit
begriffen werden um eine Grenze zwischen Staatsgewalt und persönlicher Freiheit zu markieren.